Pott Jost

 

Es war einmal ein Mann, der hieß Jost. Und weil er mit irdenen und steinernen Töpfen handelte, hieß man ihn überall, wo er hinkam, „Pott Jost“.

Als er nun von Limburg oder sonst woher nach Altena kommend, am Sassenscheid das Unglück hatte, mit seinen zerbrechlichen Waren zu fallen, so daß sie in Scherben brachen, legte Jost seine Rückentrage auf den Boden, drehte sie um, setzte sich drauf, zündete sich sein Pfeifchen an und dachte. „Der Herrgott wird's schon richten“. Er war als Kaufmann gefallen und als Bettler wieder aufgestanden, aber er haderte nicht mit seinem Schicksal.
Und so kam er mit seinen Scherben nach Altena. Wiewohl nun hier die armen Leute an seinem Unglück regen Anteil nahmen, so konnten sie ihn doch nicht mit Geld unterstützten, wie er es eigentlich erhofft hätte, sondern man gab ihm Noppen, das sind Drahtabfälle. So blieb er in der Not, die aber bekanntlicherweise erfinderisch macht. Und so kam er auf den glücklichen Gedanken, mit diesen Drahtresten die Töpfe wieder zusammenzubinden. Und so konnte er die auf diese Weise wiederhergestellte Ware verkaufen.
Pott Jost starb, aber seine Erfindung, Tontöpfe mit Draht zu umwirken, wurde in vielen Gegenden derart genutzt, daß man in den Töpfereien gleich die neuen Töpfe mit einem dichten Drahtgewebe umzog.

Als die Drahtzöger nun hierdurch von Jahr zu Jahr immer mehr Arbeit bekamen und der Wohlstand in der kleinen Stadt wuchs, erinnerten sich die Altenaer des Mannes, dem sie so viel Segen zu verdanken hatten, und wollten ihm ein Denkmal errichten. Hierfür wurde von jeder Person, die direkt oder indirekt an der Drahtzieherei beteiligt war, eine Abgabe in Höhe von 1 ½ Stübern gegeben. Da man sich aber nicht einigen konnte, an welchem Ort das Denkmal aufgestellt und aus welchem Material es gefertigt werden sollte, wurde das Geld nicht verwendet, und es hatte sich mit Zins und Zinseszins fast verdoppelt.
Es wurde beschlossen, dieses Geld noch weitere 50 Jahre rentbar anzulegen und danach die Zinsen dafür zu nutzen, um sie bei Schießübungen mit heiterer Musik und gutem Doppelbier zu verzehren, sobald drei ehrbare Bürger, drei vernünftige Frauleute und ebensoviele folgsame und dienstergebene Knechte darauf antrügen. Die Zinsen sowohl als das Kapital dürfen bis zum Untergang der Welt zu keinem anderen Zwecke verwendet werden.

Es solle sich bei der Feier, so heißt es weiter, keiner zu vornehm und keiner zu gering dünken und mit jedem wie mit seinem Bruder verkehren, indem die Geschichte zeige, wie durch einen einzigen Fall aus dem Kaufmann ein Bettler werden und wiederum der Geringste die Wohlhabenheit einer ganzen Stadt hervorbringen könne.

 

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