Die Sage vom Wixberg

 

Am Fuße des Wixberges, wo der Linscheider Bach in die Lenne fließt, wohnte einst ein armer Holzfäller, der hatte nur eine einzige Tochter. Seine Frau war früh gestorben, und da sie oft nicht wußten, was sie den Tag über essen sollten, kamen sie zu dem Schluß, daß sich die Tochter eine Arbeit in Iserlohn suchen solle. Weil es bis dorthin aber weit war, gab der Vater ihr einen Topf mit Milch und ein paar Butterbrote mit auf den Weg.
Nach einem beschwerlichen Aufstieg gelangte das Mädchen endlich auf die Höhe des Wixberges, wo es sich zur Rast ins Gras setzte. Sie war voll Kummer über die Trennung von ihrem Vater, daß sie nicht essen wollte. Wie sie so dort saß, kam aus dem Heidekraut eine große, prächtige Schlange, die eine goldene Krone auf dem Haupt trug und zu dem Mädchen sprach: „Darf ich einmal von deiner Milch trinken und einmal an deinem Butterbrot beißen?“ Das Mädchen willigte gern ein, und die Schlange nippte ein wenig am Milchtöpfchen und aß einige wenige Krümchen vom Brot. Dann dankte sie höflich und forderte das Mädchen auf, doch die Nacht auf dem Berge zu verbringen. Sie wolle am nächsten Morgen mit ihren Töchtern wiederkommen. Sie bat, daß auch diese einmal von der Milch trinken und von dem Brot essen dürften. Das Mädchen war von der Anmut und Freundlichkeit der Schlange so angetan, daß es versprach, den Abend und die Nacht auf dem Berg zu bleiben.

Sie legte sich unter einen Baum ins weiche Moos, und als am nächsten Morgen die Sonne aufging, kam auch die Schlange wieder und brachte ihre drei kleinen Töchter mit, die genau so schön und anmutig waren wie ihre Mutter, und jede trug ebenfalls ein goldenes Krönlein, in denen prachtvolle Edelsteine funkelten. Die Schlange bedankte sich bei dem Mädchen, daß sie ihr Versprechen eingelöst habe. Und die jungen Schlangen durften von der Milch trinken, wovon sie nur wenige Tröpfchen nahmen, und von dem Brot essen, wovon sie nur wenige Krumen abbissen. Darauf bedankten sich alle Schlangen ganz höflich bei dem Mädchen, krochen in seinen Schoß und streiften dort ihre goldenen Krönlein ab. Dann verschwanden sie im Heidekraut, wie sie gekommen waren. Das Mädchen war gerührt vor Dankbarkeit, nahm die Kronen und ging nach Iserlohn, wo sie ihren Schatz einen reichen Goldschmied verkaufte. Dann ging sie zurück zu ihrem Vater, mit dem sie ein ansehnliches Grundstück am Linscheid erwarb, Sie bauten ein stattliches Haus darauf und lebten glücklich und zufrieden.
Heute steht an der Stelle des Hauses das Selvesche Werk Linscheid (jetzt VDM), doch viele ältere Altenaer konnten sich noch darauf besinnen, daß sich dort einst ein wunderschönes Patrizierhaus erhob.

 

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