Du weißt nicht, was Potthucke oder Puffert ist, ... oder Du suchst das Rezept?
Dann bist Du hier goldrichtig!
Also, wie reimte schon unser Dichterfürst Heinz Erhardt:
"Vom alten Fritz, dem Preußenkönig
Weiß man zwar viel, doch viel zu wenig
Es ist zum Beispiel kaum bekannt
Daß er die Bratkartoffeln erfand
Drum heißen sie, das ist kein Witz
Pommes Fritz"
Bei den Bratkartoffeln ist man der Potthucke schon einigermaßen auf der Spur, hat es doch mit der Knolle zu tun, die der Sauerländer als Iärappel bezeichnet.
Nun waren diese Iärappels – für den Hochdeutschen verständlich als Kartoffeln bezeichnet – nachdem der Alte Fritz den Anbau derselben zum allgemeinen Wohle des Volkes angeordnet hatte, die
Hauptmahlzeit der kleinen Leute. Und so kam der Altenaer Drahtzieher – weil ja heavy on wire – auf den Nenner: Viel Kartoffeln, aber wenig Fleisch bzw. Wurst, denn das konnte man sich nicht
leisten.
Also ließ der Altenaer (oder zumindest der Sauerländer) den Alten Fritz die Bratkartoffeln erfinden und erfand selbst die Potthucke.
Wenn Du wissen willst, warum Potthucke Potthucke heißt und sie nicht noch einmal erfinden möchtest, dann mußt Du hier weiterlesen.
Potthucke – oder Puffert – war früher eine Mahlzeit für arme Leute, die sich kein Fleisch leisten konnten. Deshalb war dieses Gericht damals auch eine fleischlose Mahlzeit. Es kam lediglich etwas
Ungel (das ist Rindertalg) hinein, ansonsten nur Kartoffeln und Salz.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Rezept allerdings verfeinert.
Welche Zutaten man nimmt, liegt vorerst am eigenen Geschmack und den eigenen Eßgewohnheiten.
Es wäre also müßig, über die Unterschiede von Potthucke und Puffert zu diskutieren. Genau so müßig ist die Diskussion, ob auch gekochte Kartoffeln oder Mehl oder gar Rosinen mit in den Teig
kommen, in was für einem Pott dieser Teig hucken muß oder ob nun Mettwurst oder Bratwurst oder beides hineinkommt.
Wichtig ist, daß einem das ganze hinterher auch schmeckt!
Deshalb war ich gerade bei unserer Nachbarin Inge, die sich mit gutem Futter, also auch mit Potthucke auskennt.
Und die sagt:
Kartoffelteig von 5 pfd. (2,5 kg) rohen, fein geriebenen Kartoffeln,
Etwas Salz, Pfeffer
2 dicke, geriebene oder fein gewürfelte Zwiebeln
3 Eier
Und jetzt weißt Du auch, woher der Name »Potthucke« kommt.
Diese Delikatesse kannst Du dann so frisch und heiß essen.
Der richtige Feinschmecker weiß es aber besser:
Er schneidet die erkaltete Potthucke in daumendicke Scheiben, brät sie nochmals richtig in der Pfanne auf und serviert sie mit Schwarzbrot und Rübenkraut ....
Das glaubst Du nicht?
Bat de Bûer nit kennt, dat friätt hei nit!
Schade, Du weißt nicht, was für ein herrlicher Gaumenschmaus Dir da entgeht!
Vielleicht lädst Du mich aber auch zum Essen ein!
(... und wenn Du's besser weißt oder besser wissen möchtest, tu doch mehr Eier rein, oder auch Sahne, oder auch Speckwürfel, oder ganz ohne Wurst, oder mit Hefe, es hindert Dich niemand daran!
Jaqueline O. hätte wahrscheinlich Ketchup drangetan, aber Gott bewahre... Hauptsache es schmeckt Dir!)
Ich bevorzuge eine etwas abgewandelte Art, die der ursprünglichen, den Puffert anzurichten, ziemlich nahe kommt, damit der gebackene Teig durch die vielen „Mettwurstlöcher“ nicht
auseinanderbricht.
Der fertige Teig, nur bestehend aus geriebenen Kartoffeln, Salz, Pfeffer, Zwiebeln und Eiern, wird in einer beschichteten und gefetteten Brotbackform (Kastenform) – ohne Schinkenspeck und Wurst -
gebacken.
Am nächsten Tag wird dieser Pottkuchen in Scheiben geschnitten und in der Pfanne aufgebraten. Die rohe geräucherte Mettwurst wird ebenfalls in Scheiben geschnitten und separat gebraten.
Serviert wird auf einem Teller: Zuerst eine Scheibe Schwarzbrot, mit etwas Butter bestrichen, mit dem Schinken belegt, darauf die Scheibe Puffert, und darüber die gebratenen
Mettwurstscheiben.
Dazu wird Rübenkraut und Apfelmus gereicht.
Hmmmm !!!
Walter Höher erklärt in seinem Buch »Miärkische Kost – mündkesmaote« Potthucke wie folgt:
«Potthucke, dat es 'ne Art Pottkauken van rauhe, gerîëwene Iärrappeln met'm biëttken Miähll daodüör - met Solt, Zucker, Gest, en Ei (wei't magg, met Rosinen) düöräinmongen. Dat maut twäi Stunnen langksam in'em isernen Pott gar brötscheln. Me maut et wârme iätten odder dei kolle "Hucke" in Schîwen schnîën un (sau as Pannhas) nochmaol anbraon.»
Und wenn Du dann satt bist und den Bauch so richtig voll hast, wird es Dir schwer fallen, das folgende Liedchen zu singen.
Das Altenaer Puffertlied
Überlieferung Altenaer Familien, R.W. Amelung
Alte Volksweise, Komponist Unbekannt, Satz: G. Draheim 1976
Sieht man die Leute dick und groß,
Fragt jeder: woher kommt das bloß
Daß die nur hab'n so'n dicken Bauch
Und dicke Beene hab'n se auch
Kommt das von Bier und Branntewein
Von Prierkelwurst vielleicht - oh nein
Dies Futter, das ein jeder kennt
In Altena man Puffert nennt
Die Hausfrau früh Kartoffeln schält
Wozu sie dicke Knollen wählt
Die werden dann gerieben fein
Kommt Ungel und auch Salz hinein
Des Mittags um der Uhre zwei
Nimmt sie dann die Kastroll' herbei
Des Abends kommt dann fett und frisch
So'n dicker Puffert auf den Tisch
Wenn in der Wieg' der Bengel schreit
Dann ist die Mutter gleich bereit
Sie stopft ihm Puffert in die Hand
Gleich hält der Fork dann seinen Rand
Und kommt der Eh'mann spät nach Haus
Trommelt aus dem Bett die Frau heraus
Dann ruft sie ihm ganz wütend zu
Im Schapp stäiht Puffert, du Süeper du
Wird alt'nas Jüngling mal Soldat
Muß fort in eine fremde Stadt
Dann seufzt er oft gedankenschwer:
Ach wenn ich doch bei Mutter wär
Und kommt dann an so'n groß' Paket
Worauf seine Adresse steht
Dann jubelt er aus voller Brust:
Potthucke - Puffert - meine Lust
Du kennst nun den Text und möchtest sicherlich auch die Melodie hören.
Das kannst Du, wenn Du hier unten auf den 'daunlod' klickst ...
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