Es gibt Fehler unserer Vorgänger-Generationen, die lassen sich nicht mehr rückgängig machen.
Ein Beispiel hierfür ist der Kahlschlag an historischer Bausubstanz in Altena in den 1970er Jahren.
Weitreichender ist allerdings die systematische Abschaffung der plattdeutschen Sauerländer Mundart, wie sie vor der Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben wurde.
Schüler, die plattdeutsch sprachen, wie sie es „van Hus“ aus gewohnt waren, wurden durch ihre Lehrer körperlich gezüchtigt und zur Anwendung der hochdeutschen Sprache als einziges verbales Verständigungsmittel gezwungen.
Diese Lehrer hatten ihre plattdeutsche Bezeichnung „Fûertepläcker“ allerdings weg.
Kamen die Kinder „van'e Schaule hiäme“, fiel bei den Eltern häufig der Satz: „Lo’ vie Hochdeutsch spreaken, dei Blaagen kummen.“
Sauerländer Platt, das über Jahrhunderte der Verständigung diente, galt plötzlich als verpönt, als unkultivierte, vulgäre und ordinäre Sprache.
Nach dieser sprachlichen Umerziehung, die nur eine kurze Zeit benötigte, um tiefstgreifende wie fragwürdige Erfolge zu erzielen, glaubt der Sauerländer nun, ein astreines Hochdeutsch zu sprechen.
Jeder hochdeutsche Nicht-Sauerländer weiß, was Butter ist ...
Wie aber reagiert er, wenn der Sauerländer fragt: „Willze nochen Butter?“
Und was soll der echte Hochdeutsche denken, wenn der Sauerländer ihm ein Klümpken anbietet?
Besteht also berechtigte Hoffnung, daß das Sauerländer Platt doch noch nicht so ganz tot gegangen ist?
Es werden hierzulande zumindest im hochdeutschen Satz einzelne plattdeutsche Wörter benutzt.
Sicherlich trifft die Feststellung nicht mehr zu, daß man im Sauerland drei Sprachen spricht:
– Hochdeutsch, Plattdeutsch und Über-den-Anderen …
Der Sauerländer meint, registriert zu haben, daß sich neben neudeutsch-englisch, türkisch, italienisch, griechisch und osteuropäisch nur noch das Hochdeutsche und die Sprache Über-den-Anderen in seiner Heimat etabliert hat.
Weit gefehlt!
Jeder Sauerländer wird beim Weiterlesen feststellen, wie viel Gehalt an plattdeutschen Vokabeln und Redewendungen „SEINE“ Sprache noch enthält und sich wundern, daß es sich um plattdeutsche Wörter handelt.
Und der Hochdeutsche wird staunen, was man doch im Großdeutschen ... ähm ... Bund für seltsame Ausdrücke findet.
Vielleicht ist hier noch ein Grundstock enthalten, um die sauerländer Mundart als historische Kultursprache wieder zu beleben.
Es lebe die Multilingualität des Sauerländers!
Es lebe das Sauerländer Platt!
Es lebe die Rückentwicklung – sie bedeutet Fortschritt!
Aber auch und gerade an den Nicht-Sauerländer sind diese Seiten gerichtet!
(Wer diesen Satz in eine Suchmaschine im Internet eingibt, wird diese Behauptung bestätigt finden)
Zeig Deinem Freund, dem Sauerländer, daß Du ihn ernst nimmst !
Verständige Dich mit ihm in seiner Sprache!
Englisch ist OUT, sauerländisch ist IN !!!
Apropos Mädels ...... wobei wir also mitten im Thema sind ...
Vorab ein Wort zur holden Weiblichkeit:
Frauen sind sächlich!
Jedenfalls im Sauerland.
Meistens.
Datt | ... | Sächlicher und gebräuchlicher weiblicher Artikel |
"Grüß mir datt Lisbeth von mir" | ||
Ett | ... | Sächliches und gebräuchliches weibliches Personalpronomen |
"Ett, datt Lisbeth" |
Die sauerländisch korrekte Standesbezeichnung der Frau leitet sich häufig vom Mann ab und wird durch „…sche“ angezeigt.
Die Pastörsche | = | die Frau vom (protestantischen) Pastor, auch Pastorin |
Die Doktorsche | = | die Frau vom Arzt, auch Ärztin |
Die Müllersche | = | die Frau vom Müller, auch Müllerin |
Datt Müllersche | = | die Frau von Herrn Müller |
Witwe Willi Meier | = | die Frau des verstorbenen Wilhelm Meier |
Es gibt im Sauerland sogar Gegenden, wo die Frau als "datt Mannsche" bezeichnet wird.
Mit dem Nachwuchs verhält sich's ähnlich, nur etwas anders:
Josefine Raabe ist Raaben Finchen, Otto Schulte ist Schulten Ötte, Inge Flass ist Flassens Ingelein, Hans Wolf ist Wolfen Hennes(ken), und Josef Ächterhusen ist Ächterhusens Jüppken (Jupp).
Wenn man ein unbekanntes Kind nach seinem Elternhaus fragt, fragt man nicht: „Wer sind Deine Eltern“, sondern: „Wem gehörße?“ oder richtiger: „Sach ma, wo gehörße hin?“.
Der Sauerländer mag es derb – und liebenswürdig.
Der Sauerländer, jedenfalls der ureingeborene, geprägt durch die karge bergige Landschaft und das raue Klima, ist von Natur aus eine derbe Erscheinung, was auch in seiner Sprache zum Ausdruck kommt.
Arsch | = | Ääs | ... | Ääsken |
Hintern | = | Fuêrt | ... | Füêrtken |
Junge | = | Junge | ... | Jüngelken |
Stunde | = | Stunne | ... | Stündtken |
Minute | = | Minute | ... | Minütken (Pl. = Minütkes) |
Auge | = | Auge | ... | Äugelken (Pl. = Äugelkes) |
Schlaf | = | Schlaop | ... | Schlööpken |
Grube | = | Kuhle | ... | Kühleken |
Wem sein letztes Stündtken geschlagen hat und die Äugelkes für immer zugemacht hat, der kommt int Kühleken.
Allgemeine Satzstellungen und besondere Hinweise
Wenn der Sauerländer hinfällt, dann fällt er nicht nur, sondern er ‚fällt sich', er stürzt nicht nur, sondern er ‚stürzt sich'. – „Hasse dich gefallen?“
Dem Sauerländer geht es nicht schlecht, sondern ihm geht es nicht gut, er stirbt nicht, er geht tot.
Wenn es der Großmutter sauschlecht geht, weil der Großvater das Zeitliche gesegnet hat, dann heißt das: „Omma geht ett verdori nich gut, Oppa is tot
gegangen.“
Der Sauerländer ist nicht stark wie ein Ochse, sondern stark als ein Ochse („Stark as e nen Ossen“); er ist
schlau als ein Fuchs, und sein Gemüt ist ausgeglichen als beim Brauereipferd.
Der Sauerländer stellt oft eine ganz persönliche Beziehung zwischen sich (oder seinem Gesprächspartner) und seiner Aussage her (s.o.): „Grüß
mir datt Lisbett von mir“; „Laß mir die Blaagen in Ruhe“; „Tu mir bloß unserm Jüngelken nich weh“; „Der läuft dir rum wie’n Kötten“; „Der hat dir
verdori echt nicks im Koppe“; „Du krichs dir gleich watt auffet Fell / auffen Balch“.
Die Artikel De, Dei, Datt - (wobei sich der weibliche Artikel häufig eher wie "de" anhört ...) benutzt der Sauerländer meist wie der Hochdeutsche; es gibt aber Ausnahmen, und das nicht nur bei
den Frauen. Der Sauerländer fällt z.B. nicht in den Bach, sondern in die Bach (dei Biêke, - wobei es akustisch wieder zum "de" wird, weil der Sauerländer ja mundfaul ist und bei jedem Buchstaben
spart) also „inne Biêke“), vor Regen schützt ihn nicht der Schirm, sondern das Schirm (datt Scherm), und manchmal
bekommt er eins auf die Maul (auf'e Mule).
Die Aussprache von Wörtern
Damit sich Deine Unterhaltung mit einem Sauerländer auch authentisch anhört, solltest Du bei der Aussprache zwei Regeln beachten:
Das „G“ spricht der Sauerländer im Auslaut und manchmal - je nach Gegend - auch im Anlaut als „Ch“ aus: genug wird zu genuch, Zug zu Zuch, Tag zu Tach, Berg zu Berch u.s.w., oder im Anlaut eben auch Gabi zu Chabi, Gasthaus zu Chasthaus, Geld zu Cheld u.s.w.
Das "Ch" wird dann rau gesprochen wie beim Bach.
Eine weitere Besonderheit bildet das plattdeutsche "Sch".
Werfen wir einen Blick - oder besser: ein Ohr - auf unsere niederländischen Nachbarn.
Wer nämlich das niederländische "Schiphol" und "Scheveningen" richtig aussprechen kann, der kennt den Trick und weiß das plattdeutsche "sch" auch richtig auszusprechen.
dem "s" folgt ein "ch" (ebenfalls wie beim deutschen Bach), also s und ch getrennt ausgesprochen. Oder - wie in diesem Fall - "S'chiphol" und "S'cheveningen".
Vielleicht verstehen wir jetzt, warum sich der Holländer so wohl im Hochsauerland fühlt ... - Ze spreken daar nog steeds Nederduits!
Und der Sauerländer fühlt sich in Holland wohl, denn der Ursauerländer sagt: "Lo'vie nao Holland foah'n, do spreaket se noch Platt..."
Hier nun einige Vokabeln, die man im Sauerland immer gut gebrauchen kann.
Geschrieben steht's hier, wie es ausgesprochen wird, also nicht „Berg“, sondern „Berch“; das „ iê “ wird wie i_ä ausgesprochen (Biêke = Bi-äke, Vuêl = Vu-äl),
Ganz nebenbei: Beim Wort Vuêl - oder auch Fuêl - fällt mir die Altenaer Talsperre im Rahmedetal ein, genannt die "Fuelbecke". Es gibt Leute, die schreiben "Fülbecke", wieder andere schreiben sogar "Füllbecke". Diesen Ahnungslosen sei gesagt: Es müsste eigentlich Fuêlbiêke ausgesprochen werden, und das bedeutet "Vogelbach"- ein Beleg dafür, wie plattdeutsche Wörter ins Hochdeutsche integriert werden ... Alles klar?
Aber das - wie gesagt - ganz nebenbei.
In einigen Satzstellungen spricht der Sauerländer nicht von „uns“, sondern von „wir“. Die Aufforderung zum gemeinsamen Aufbruch lautet also nicht: „Laß uns
gehen“, sondern „Lo vie gaohn“.
Der waschechte, ureingeborene Sauerländer, der auch als „Pohlbürger" bezeichnet wird, wird Dich nicht in der Dritten Person Mehrzahl (Sie) anreden,
schließlich geht es dabei ja nicht um mehrere andere Personen (Sie, die anderen); er meint Dich, Dich ganz alleine. Er sagt also selbstverständlich „Du“ zu Dir, und wenn Du ihm ganz fremd bist oder augenscheinlich einen höheren Stand vertrittst als er, greift er verlegen
zum „Ihr“ bzw. „Euch“.
„Habbt Ihr dat ganz alleine gemacht?“
Und los geht's:
Ääs | = | Hintern, Arsch; – „du krichs dir gleich wat auffem Ääs(e)“; |
„Keine Haare am Ääse, abba'n Kamm inne Tasche“ | ||
ächen / ächern / ächtern | = | hinten / hinter; „Do ächen“, „ächterm Tuêne“ (Hinterm Zaun) |
Appel |
= |
Apfel; Pl.: Appeln, |
Mit Appel kann aber auch der Kopf gemeint sein: | ||
„Ich glaub ich krichs im Appel“ sagt man, wenn man nervös wird, | ||
aber - gezz aufgepaßt: | ||
Ääpel | = |
Kartoffel; Pl.: Ääpels (logisch, woll!) "Hasse de Ääpels schon im Keller?" |
Pellkartoffeln sind „Pellemänner“
|
||
Äume | = | Onkel, Oheim |
aufstökern | = | aufhetzen |
baaseln | = | zerstreut, blind umherlaufen |
Balchpiene | = | Bauchschmerzen |
Balken | = | Dachboden; „Hei hat sich auffem Balken aufgeknüpft“ |
beömmeln | = | sich über etwas oder jemanden lustig machen oder |
amüsieren. „Ich könnte mich so beömmeln“ |
||
bedrüppelt | = |
traurig, depressiv, eingeschüchtert; "Der Kuckt ganz schön bedrüppelt ausse Wäsche." |
Berch | = | dieses Wort hat zwei Bedeutungen: |
1. Aufem Berch = Auf dem Berg; „Ich geh auffen Berch“; | ||
2. Im Berch = Im Wald; „Ich geh innen Berch“. | ||
betuppen | = | übers Ohr hauen, übervorteilen, betrügen |
Blaage | = | Kind; Pl.: Blaagen |
bläären | = | heulen, rumquängeln; „Kiek mo nao dem Blaage, dat hört nit op to bläären" |
bölken | = | brüllen, schreien; „Der bölkt wie am Spieße“ |
Bollerkopp | = | aufbrausender, plumper, lärmender Mensch |
Brassel | = | Ungemach, Last; „Der hat nen Brassel am Hals“ |
Braten inne Röhre
|
= | (derb:) schwanger sein; „Ett hat ’n Braten inne Röhre“ |
brötscheln | = | kochen, köcheln, braten, grillen, brutzeln |
buddeln | = | graben; „Ne Kuhle buddeln“ |
Bütters | = | Frauenbusen („Der geht mir an'ne Bütters!“) |
Bullerkopp | = | auch: Bollerkopp, Polterkopp = unsensibler Mensch, Krachmacher |
Butter (datt) | = | Butterbrot; Plural = Bütters; „Mamma, machße mir’n Butter?“; |
„Hasse de Bütters ferrich?“; „Ick friêt mie noggen Bütterken“ | ||
„Hasenbutter “ ist ein belegtes Brot, das der Papa vonne Arbeit wieder mit nach hause bringt. |
||
(gute) Butter | = | Butter („gute Butter") |
Butze | = | Hose (Butzenknopp = Hosenknopf) |
dicke | = | 1) betrunken; „Der is wieder dicke wie tausend Mann“ |
2) viel, reichlich, genug; „Ich hab gezz die Faxen dicke“ | ||
dömpen | = | dampfen; „Hei hät dei Driête am dömpen“ |
Der Sauerländer wird eine Kerze nicht löschen, sondern ausdampfen (utdömpen). | ||
Dönekes | = | Anekdoten, Witzeleien; „Hei maket wieder seine Dönekes“ |
döösen | = | kurz vor'm Einschlafen, im Halbschlaf, unachtsam sein; „vor sich hindöösen“ |
döösich | = | dumm, schwachköpfig „döösich inne Birne“ |
Dötzken | = | kleines Kind; auch: Stinkefüêrtken, Krotz, Stöppken, Purk |
Dortmunder Lebertran
|
= | Bier mit dem großen „U" (fängt mit 'U' an und hört mit 'nion' auf) |
Drachenfutter | = |
etwas Essbares, das man zur Dämpfung seines schlechten Gewissens nach dem Wirtshausbesuch seiner Öllschen mit nach Hause nimmt.(Frikadelle oder so) |
Driête | = | Scheiße, Dreck; „Der sitzt ganz schön inne Driête“, |
„Geh auf'n Pott - driêten“ | ||
drööge | = |
trocken; 'n dröögen Pinn oder 'n Dröögepitter ist ein langweiliger Mensch |
Dröölefurt | = | langsame, träge Frau |
drömeln | = | einschlafen, vor sich hin träumen; „drömel nich so rum“ |
Düppen (dummet D.) | = | dummes, doofes Mädchen |
Düüwel | = | Teufel |
dull | = | verrückt, bescheuert, ausgeflippt; „Der Dulle“ |
Dullenhaus
|
= |
Nervenheilanstalt, auch: nerviges häusliches Umfeld; „Datt is hier wie im Dullenhaus“ |
dumm Tüüch | = | dummes Zeug; „Vertell doch kein dumm Tüüch“ |
duorne | = | knapp, eng; „Datt is waane dourne“ (Das ist verdammt knapp) |
Eidam | = | Schwiegersohn |
Fell | = |
Haut (die menschliche); „Du krichs dir gleich watt auffet Fell“, „Ich hau mich auffet Fell“ (womit gemeint ist, daß man sich hinlegt) |
fickerich | = |
zappelig, ungeduldig |
ficks | = |
schnell; „Der is dir ficks wie’n Schnagel“, (richtiger: „… als’n Schnagel“) |
Fiêkel / Fickel | = |
Ferkel; auch für: unsaubere, unordentliche Frau |
finnich | = |
gemein, hämisch, schadenfroh, hinterlistig |
Flabes | = |
alberner, lächerlicher Mensch |
Fläppe | = |
dummes, langes, schiefes Gesicht; „Zieh nich so ne Fläppe.“ Auch Begriff für Führerschein: „Er hat die Fläppen weck.“ |
Flassköppsche | = |
Flachsblonde Frau, Blondine (selbstverständlich „datt F.“) |
Flemme | = |
dicke, vollbusige, kräftige Frau |
Flohleiter | = |
Laufmasche im Damenstrumpf |
Foffo | = |
Geschwindigkeit; „Mit Foffo umme Ecke“ |
Foss | = |
Fuchs; auch für: rothaariger Mensch; Ein Rothaariger wird auch als „der Blaue“ bezeichnet … |
frirmeln | = |
Feinarbeit verrichten; „Dann musse noch den Faden durch datt Loch vonne Nadel frirmeln“ |
Fuck | = |
Energie, Antrieb, Erfolg; „Der hat dir villeicht ’n Fuck“; aber auch: Koitus, Beischlaf |
fuckelich | = |
feucht, durchnäßt |
fucken | = |
heftig hin- und herbewegen, hin- und herrutschen, rasch und gut vonstatten gehen; „Datt fuckt ma widder“ |
für nicks | = |
umsonst, kostenlos; „Datt krisse für nicks“ |
Fuêrt | = |
Hintern, Gesäß; „Leck mich inne Fuêrt“ |
Fuêrtepläcker | = |
(handgreiflicher) Lehrer, Pauker |
|
||
Garten anne Erde tun
|
= |
den Garten bestellen; „Hasse’n Garten schon anne Erde?“ |
Gedööne | = |
Menstruation |
Gedöönz | = |
Aufheben, Getue, Aufsehen, Überflüssiges, unnötiger Aufwand; „Der hatt dir ’n Gedöönz am Ääse“ |
Geitling | = |
Drossel; auch die Bezeichnung für einen unangenehmen, gefährlichen Menschen; |
„Datt is dir villeicht’n schrägen Geitling“ |
||
Gejöhle | = |
Lärm, Geschrei, Ruhestörung |
Gejuche, Gejuchze |
= |
Freudengeschrei; „Et is am juchzen“ |
Gemächte | = |
männliches Geschlechtsteil |
Gesocks | = |
Asoziales Volk; „Mit dem Gesocks will ich nicks zu tun ham“ |
getz / gezz | = |
jetzt |
Gezammel oder Zammel | = |
Das häufig im Suppenfleisch enthaltene lose und zähe Bindegewebe. "Dat zammeligge will ick nit" |
Gibbeltriene | = |
alberne Frau, „Ett is am rumgibbeln!“ |
göbeln | = |
erbrechen, kotzen |
groggi | = |
nevlich oder körperlich erschöpft; „Dat Blaage macht mich echt groggi“ |
|
||
Hääpendrîter | = |
Kleiner Mann, der sich wichtig tut |
Hahnejacke | = |
Oberster Dachboden unter dem Spitzdach |
Halbsteifen | = |
Melone (Kopfbedeckung); „Der Engländer hat’n Halbsteifen au’m Kopp“ |
(en) Halfsîdenen | = |
Homosexueller |
Hasenbutter | = |
auch: Hasenbrot oder Hasenbütterken. Butterbrot, das der Papa abends von der Arbeit wieder mit nach Hause brachte, auf das der Nachwuchs schon mit Heißhunger wartete, egal wie sehr es nach Alu-Brotdose und Maschinenöl roch und egal was drauf war, und egal wie trocken es schon war, es gab nichts Leckereres. |
Hasper Maggi | = |
Wacholderschnaps von Eversbusch, Hagen-Haspe |
hei | = |
er; „Hei van Lünsche" (Er aus Lüdenscheid") |
Hitte / Hippe | = |
Ziege |
hockeln | = |
fließen, kullern; "Ihm hockeln die Tränen vonne Backe" |
„Holt vour de Döör“ häwwen
|
= |
„Datt Änne hät guêt Holt vour de Döör“ ... hat richtig Holz vor der Tür, (hat einen großen Busen) |
Hufeisen abtreten (sich ein ...)
|
= |
vorehelicher Beischlaf von Mädchen und Frauen; „Datt hat sich schon ’n Hufeisen abgetreten“ |
Hüüseken, Driêthüüseken | = |
Toilette, Abtritt, Lokus, Abort; „Nu mussich ma ganz ficks auffet Hüüseken“ |
|
||
in Brass (Brast) kommen | = |
sich erregen, wild werden |
|
||
janken | = |
jammern, klagen, quängeln; „Hei is schon wieder am rumjanken“ |
Jaust (Pl.: Jäuste) | = |
nerviger Teenager; „Datt waren die Jäuste, die widder son Gejööle gemacht ham“ |
Juchte | = |
Eile; „Ett is am rumjuchten“ heißt es, wenn sie eilig ist; deshalb Vorsicht, denn ... |
jüchterich | = |
nymphomanisch, mannstoll; „Ett is ma widder auf Jüchte“ |
Jüngelken | = |
Koseform von Junge; „Ja wo is denn unser Jüngelken?“ |
|
||
käbbeln | = |
streiten, zanken |
Kälberzähne | = |
Graupen |
Kärr | = |
Kerl - als Ausdruck des Erstaunens: „Boah Kärr Mann ey...!“ |
Kappes | = |
Weißkohl |
Wenn jemand offensichtlich Unsinn erzählt, sagt man dem: „Quatsch nich son Kappes!“ |
||
kapott | = |
kaputt |
Katzoff | = |
Metzger, auch: Metscher |
Kawupptich | = |
Geschwindigkeit, Schwung; „Mit Kawupptich umme Ecke“; |
„Und – kawupptich – krichter eins auffe Mule“ |
||
Ketzerkirche | = |
lutheranische Glaubensgemeinschaft im streng katholischen Sauerland |
Klafumm | = |
Kraft, Körperkraft |
klamüüsern | = |
erfinden, basteln, experimentieren; „Hei klamüüsert schon wieder rum“ |
Klappbutze | = |
Latzhose |
Klinkefiester | = |
Besserwisser, Klugscheißer |
Klööten | = |
Hoden; (Negerklööten = Eierkohlen) |
Klöpperei / Klopperigge | = |
Schlägerei |
Klümpken | = |
Bonbon; auch: Bömsken |
Klüngelskerl | = |
Lumpensammler; jemand, der alles gebrauchen kann (Sao een'n as ick) |
Klüüsen | = |
Augen; auch: Kieken; „Maak dei Klüüsen / Kieken tau un schlaop!“ |
Knallkopp | = |
abwertend Dummkopf, jemand, der als als wenig intelligent angesehen wird |
Knapp | = |
1. Anhöhe, Hügel, Berghang 2. Endstück des Brotes, Knust |
Kneifzange (Knieptange)
|
= |
gehässige, zänkische Frau; auch: Gaffeltange (Gabelzange) |
Kniest | = |
Ärger; „Die beiden ham Kniest“ |
Kniesterkopp | = |
Geizhalz |
Knifte | = |
dickes, gut belegtes Butterbrot |
Knochenkamp | = |
Friedhof |
Knopp | = |
Knopf |
Knüpp | = |
Knoten |
Knupp | = |
Knorpel (z.B. im Eisbein) |
knüttern | = |
rumquengeln, verdrießlich sein; „Hei is widder knütterich“ |
Knuust | = |
Brotkanten, hartes Stück Brot |
Kobbe | = |
Spinne |
kodderich | = |
kotzig, ein loses Mundwerk haben |
Koffi kastriert | = |
koffeinfreier Kaffee |
köppsch | = |
dickköpfig |
Kopp | = |
Kopf; auch: Dassel; „Der hatse nich mehr alle am Dassel“ |
Krauthacke (Kruuthacke)
|
= |
hässliche Frau |
kröchen | = |
husten |
Krööseken | = |
Verhältnis, Liebschaft; „Die beiden ham wohl ’n Krööseken“ |
Kroppzeuch (Kropptüüch)
|
= |
überflüssige, nichtsnutzige Sachen, Kleinkram; aber auch Begriff für unartige, nichtsnutzige Kinder |
Krotz, Krötzgen | = |
"dat Krotzige" = Kleinkind |
Krückmann | = |
Gehstock |
kudderich | = |
schmutzig, dreckig; „Der sieht dir vielleicht immer kudderich aus“; |
„Mir isset heute richtich kudderich“ |
||
Kudernickel | = |
Drecksau (Schimpfwort); auch: Suêgenickel, Kniestenbäcker |
küern | = |
reden, sprechen; „Der küert dir ne Driête“; „Datt müssen wir noch beküern“; „Platt küern“ |
Kürtel | = |
Kotbällchen; „Datt Blaage is am kürteln“ (... ist am kacken); |
Rüenkürtel = Hundescheiße; Muusekürtel = Mausedreck |
||
„Schrohe Kürtel kacken“ = Am Hungertuch nagen, sich einschränken. |
||
Kürtelbecke | = |
mit Abwasser und Fäkalien belasteter Bach |
kungeln | = |
Sachen tauschen, „rumkungeln“, wobei häufig versucht wird, sich gegenseitig „übers Ohr zu hauen“ |
Kurzer |
= |
Schnaps |
kurzer Schornstein
|
= |
Schnaps-Destille; „Hei hat’n kurzen Schornstein im Keller“ |
Kötten | = |
Gesindel, Gesocks; „Die kloppen sich wie die Kötten“ |
Kuhhacke (Kauhhacke) | = |
grobe, ungefällige Frau |
|
||
Lappes | = |
eiteler Mensch, auch Bösewicht |
Latüchte | = |
Lampe, Laterne |
Lauschepper | = |
Schnorrer |
löppsch | = |
brünstig, geil, läufig |
Löwenkürtel | = |
auch: Hackeballen; Frikadelle, Gehacktesbällchen |
Lorbaß | = |
Mensch, der auf seinen Vorteil lauert; wirft man jemandem diese negative Eigenschaft vor, |
so bekräftigt man dieses durch ein doppeltes „Du“: „Du Lorbaß du“ |
||
Lotzen | = |
zerschlissenes Tuch; „Der läuft Dir immer in Lotzen rum“ |
Lünscheder Krankheit
|
= |
Lüdenscheider Krankheit = am Suff sterben, Säuferleber; „Hei is an'ne lünscheder (lünscher) Krankheit kapott'egangen“ |
lütt | = |
klein |
lummerich | = |
schwach, kraftlos; „Ich fühl mich heute wieder ganz lummerich“ |
Lumpenstock | = |
Regenschirm, auch: Klüngelstock; oder: datt Schirm |
lurich | = |
lustlos, matt, kränkelnd |
|
||
Mämme / Mäppe / Päppe
|
= |
Frauenbrust, Busen |
män sao | = |
einigermaßen; „Datt geiht män sao“ (Es geht so) |
Frage: „Bu geiht datt die?“ (Wie geht es dir); Antwort: „Män sao!“ |
||
män tau | = |
'frisch auf'; „Dann män tau“ |
mangich | = |
viel; „Ich hab heut mangich zu tun“ |
Mauken | = |
Schweißfüße; „Tu dir ma deine Mauken vom Tisch“ |
Melm | = |
dichter Staub oder Rauch, Dreck |
Meppe | = |
säuerliches Gesicht |
Mess | = |
Pl.: Messer; = Messer. (Schälle)Messchen = Schälmesserchen |
Miege | = |
Urin, Harn; „Der tut grade inne Buchse miegen“ |
meue | = |
müde |
Motten, offene | = |
TBC, Tuberkulose |
Mule, die | = |
Maul, Mund; „Halt ma Deine Mule“; „Stopp dir wat inne Muhle“ |
Muhme | = |
Tante |
|
||
Nacktääsken | = |
armes Mädchen, ohne Mitgift |
Neger abseilen gehen
|
= |
kacken gehen; „Ich hab erß ma so’n richtigen Neger abgeseilt“ |
nicks | = |
nichts |
niggelich | = |
neugierig |
Niggelpinn / Niggeliggen
|
= |
neugieriger Mensch |
Nüesel | = |
abgenagtes Kerngehäuse des Apfels, „Appelnüesel“ |
Nüllenflicker | = |
Arzt für Geschlechtskrankheiten, Sanitäter |
Nümmerken | = |
Beischlaf; auch: 'Einen dabei tun'; „Der hat ihr einen dabei getan“ |
Nuckelpinne | = |
Automobil; auch: Klapperkiste, 'Hämmoriedenschockel', Blechkiste |
|
||
Öllsche | = |
Ehefrau |
Gespräch zwischen zwei Männern: „Meine Öllsche is’n Engel.“ – „Meine lebt noch.“ |
||
Ömmes | = |
schwerer, großer Gegenstand oder Kerl |
öösich | = |
übelriechend, übelnehmend; „Der kann ganz schön öösich werden“ |
oppe | = |
aufgebraucht, kaputt, müde, kraftlos; „Kerr, bin ich widder oppe“, |
„Die Joppe is oppe“ |
||
Ort | = |
kleiner Vorhof vor der Haustür; „Hei is au'm Ort“, also: auf dem Ort. |
Örtchen | = |
kleiner Ort neben dem Ort; der Abort, Abtritt, stilles Örtchen, Donnerbalken, Drîethüüseken, Kackhaus |
Oschi | = |
großer, riesiger Gegenstand: „So'n Oschi von Fisch...!“ ... wobei die Größe durch Ausbreiten der Arme ausgedrückt wird. |
Ottokolonje | = |
Kölnisch Wasser, Parfüm, Duftwässerchen |
|
||
Pajass | = |
Clown, Spaßmacher (eher abfällig) „Wat is dat denn fürn Pajass?“ |
Papp | = |
Kleister, Brei; „Den Papp kannße selber fressen“ |
picheln | = |
viel Alkohol trinken, zechen; |
auch: züppeln, einen verkasematuckeln, einen schnasseln, einen tröötern, einen hinter die Brustlappen / die Binde kippen; |
||
auf die Geburt eines Kindes trinken = datt Blaage pinkeln lassen. |
||
(Hierbei häufig gestellte Frage: „Junge oder Breitmieger?“) |
||
Wer dann mit dem Trinken fertig ist, hat einen im Schluffen, einen im Timpen, im Nüesel, hat die Lichter an, die Fuêrt voll, ist im Duêsel, ist strunkelich, schicker, knülle, stramm, von der Kellersonne beschienen, |
||
driêtendicke, kürteldicke oder stöörtendicke, kann „nich mehr auffe Pinne stehen“, oder er ist ganz einfach „ferrich“ |
||
Piene | = |
Schmerzen; „Ich habb Zahnpiene“ |
Piêckääs | = |
Wirtshaushocker, Kneipengänger |
Piffelte | = |
Flinte |
pimperlich | = |
zimperlich |
Pinnemann | = |
Schuster, Schuhmacher (Bezug auf die "Pinne", also die Holznägel zum Festnageln der Sohle) |
Pirk | = |
eingezäuntes oder umbautes Gelände für Tiere; Hauhnerpirk (Hühnerstall), Rüenpirk (Hundestall) |
Pißpläcke | = |
Dirne, verächtliches Mädchen, geile, männersüchtige Frau |
pläästern | = |
regnen, aber auch: eine ruterhauen; „Datt tut pläästern draußen“; „Dem tu ich noch eine (ver)pläästern“ |
pläcken / verpläcken
|
= |
schlagen, draufhauen / verhauen |
Plätteisen plätten |
= = |
Bügeleisen bügeln |
placks | = |
zack! peng! „Dann kriegt er placks eins inne Meppe“ |
plärren | = |
weinen, heulen |
Plempe | = |
dünne Suppe; auch „Plörre“ |
plempern | = |
etwas verschütten |
Pohl | = |
Butterbrot, Plural: Pöhle |
Pohlbürger | = |
Alteingesessener, der schon seit Zeiten von Eukalyptus des Verschleimten am Ort wohnt |
Pollzei | = |
Polizei |
Polter | = |
Schlafanzug |
Pott | = |
Topf |
Priêckel / Prängel
|
= |
dicker Stock, Knüppel; „Dem schlag ich ’n Priäckel au’m Rücken kapott.“ |
prockeln | = |
stochern; Prockeleisen = Stocheisen; |
an jemandem od. an etwas rumprockeln = einen bestimmten Zweck verfolgen: „Der prockelt, bis ihm der Alte datt Geld lockermacht.“ |
||
Prööleken | = |
lockeres Gespräch, Unterhaltung, Tratsch, häufig in der sauerländer Mundart „Über-den-Anderen“ geführt; |
„Hasse Zeit fürn Prööleken?“ |
||
Prütt | = |
Kaffeesatz |
Prütteln | = |
Sachen, Siebensachen, Wohnungseinrichtung |
Pümmelken | = |
rundliche, vollschlanke Frau |
Pützer | = |
Frisör |
Pulle | = |
Flasche |
Püüster | = |
Gewehr, Flinte |
Purks | = |
Baby, Kleinkind |
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||
Quaase | = |
Matsch: „Du siehs aus als wärsse inne Quase gefallen“ |
quackeln | = |
kritzeln, unsauber schreiben; „Der hat ne quackeligge Handschrift“ |
Quaterfurt | = |
eingebildeter Kranker, Hypochonder |
Quaterigge | = |
Faselei, dummes Gerede; „Quater hier nich so rum!“ |
Quatertriene / -kopp | = |
geschwätzige(r) Frau / Mann |
|
||
rärteln | = |
durcheinanderreden: „Die rärteln da rum, da verstehsse kein Wort“ |
ramäntern | = |
lärmen, Krach machen |
rammdöösich | = |
verrückt, irre |
„Datt Ramäntern macht mich ganz rammdöösich im Kopp.“ |
||
rantern | = |
Bewegungsdrang der Kinder vor dem Schlafengehen |
„Die Blaagen sind noch am rumrantern.“ |
||
Rappel | = |
Nervenzusammenbruch; wenn etwas nervig ist: "Das krisse doch'n Rappel |
rappelich | = |
nervös |
reibe | = |
rar, selten, wenig; „Datt Geld wird langsam reibe“ |
röppen | = |
ziehen, zerren, rupfen |
„Der hat mir einfach inne Haare geröppt.“ |
||
Rotzblaage | = |
Flegel, unreifer, junger Mensch |
Rüüe | = |
Hund; „Von jedem Dorf ’n Rüüen“ (Ausdruck für 'Promenadenmischung' oder etwas bunt Durcheinandergemischtes); |
bellender H. = Kläffer; „Nimm Deinen Kläffer anne Leine“ |
||
Der Sauerländer Rüüe und der hochdeutsche Rüde sind nicht zwangsläufig identisch! |
||
Der männliche sauerländer Hund (Rüde) ist ein Riêckel, der weibliche Hund (Hündin) eine Tiêwe. |
||
Und der bissige Hund – egal, ob männlich oder weiblich – ist ein „Brandriêkel“. |
||
„Brandriêkel“ kann aber auch ein ungezogener, streitsüchtiger Kerl sein |
||
|
||
Schapp | = |
Schrank; „Dein Essen steht im Schapp“ |
Schenne Schänge | = |
Schimpfe, Schelte, Strafpredigt |
Scheppe | = |
Suppenkelle |
Schlabberwasser | = |
dem Sauerländer nicht zusagendes (also alkoholfreies) Getränk, Mineralwasser |
Schlieke | = |
Regenwurm |
Schliekenfänger | = |
Heimlichtuer; Mensch, der auf seinen Vorteil lauert |
schlören | = |
etwas unerledigt lassen, hinauszögern: „Hasse datt mitte Rechnung einfach schlören lassen?“ |
schlubbern | = |
schlürfend hörbar essen; „Tu nich so schlubbern bei feine Leute“ |
Schluderkappes | = |
Weißkohlsalat |
schludern | = |
siehe „schlören“ |
Schlunz | = |
zerlumpter, heruntergekommener Kerl |
Schmacht | = |
Hunger; „Ich habb’n Schmacht bis unter de Arme“ |
schmackdich, schmack(e)s | = |
direkt, ohne Umschweife; „Und schmackdich hat er eine gepläästert gekricht“ |
schmäuken | = |
rauchen |
Schnacke | = |
Peitsche |
Schnake | = |
Schlange |
schnäbeln | = |
küssen, knutschen |
Schnal / Schnagel |
= |
Schnecke |
Schnöggel | = |
wählerisches Kind oder Erwachsener bezüglich Süßigkeiten |
schnuckeln | = |
naschen |
Schnöösel | = |
Sammelbegriff für überhebliche Menschen, Grünschnäbel, Lümmel, Oberschlaue, Geringgeschätzte, eben für alle, die dem Sauerländer nicht ebenbürtig sind |
schockeln | = |
wackeln, schaukeln, schütteln; „Der schockelt mit seim Kopp“ |
Schocken | = |
Beine; „Tu ma deine Schocken anne Seite“ |
Schräbbel | = |
vorlaute, viel- und schnellsprechende Frau |
Schrapnell(da) | = |
bösartige Frau, Xantippe |
schrappen | = |
kratzen |
schrappich | = |
geldgierig, von einnehmendem Wesen |
schröggeln | = |
anbrennen, flämmen; „Ett hat sich am Feuer die Haare angeschröggelt“ |
schroh | = |
mager, dünn; „Datt is nen schrohen Kerl“. |
Schulsachen | = |
Schulaufgaben, Hausaufgaben |
schwatt | = |
schwarz, erzkatholisch; „Der is so schwatt, der wirft noch im dunklen Kohlenkeller nen Schatten.“ |
(en) Schwatten | = |
1. Ein Schwarzafrikaner 2. Ein Erzkatholischer (siehe: schwatt) |
Schwienkraom | = |
Schweinekram, Pornografie |
Senge | = |
Prügel, Dresche, auch „Klöppe“ |
Speckkiste | = |
Sarg |
Spirenzkes | = |
Dummes Zeug, unangemessenes Handeln, Blödelei |
Spökes | = |
Pl.: Spökesse: Unsinn, Blödsinn, Albernheit, Übermut |
Spökenkieker | = |
Wahrsager, Fantast, unrealistischer Mensch |
Spucht | = |
leichtgewichtiger Mensch, Fliegengewicht |
spuchtich | = |
eng, klein; „Die Joppe is so spuchtich anne ärmel“ |
stramm | = |
volltrunken; „stramm wie ne Hacke" |
Strööte | = |
Kehle, Gurgel, Luftröhre; „Datt Schlabberwasser is mir twers durche Strööte gegangen“ |
strunzen | = |
angeben |
Stunk | = |
Meinungsverschiedenheit, Streit |
Stümmelken | = |
kleines, süßes Mädchen / Kind |
Stuken | = |
Baumstumpf |
Stuß | = |
Unsinn, Quatsch |
strunkelich | = |
leicht angetrunken |
surken | = |
weinen, heulen; „Nu tu ma nich so hier rumsurken“ |
Süüper | = |
dem Alkohol zugetaner Mensch, Säufer |
Superigge | = |
Besäufnis, Saufgelage |
|
||
Tacken | = |
eigentlich: Ehebett; aber auch: Zacken. |
„Leg ma ’n Tacken zu“ ist die Aufforderung, etwas schneller zu sein oder etwas draufzulegen. |
||
Timpen | = |
„Einen im T. haben“ = besoffen sein |
totgehen | = |
sterben; „Ett will und will nich totgegehen“ |
totmachen | = |
ermorden, umbringen, töten |
Trecke | = |
Schublade; (trecken = ziehen) |
Treckebüüel | = |
Akkordeon, Schifferklavier, Ziehharmonika |
Tripperpeitsche | = |
Aesculap-Stab, Kennzeichen und Abzeichen der Ärzte, Sanitäter und Apotheker |
Trulla | = |
albernes Mädchen |
Tüüch | = |
Bekleidung, Zeug, Zeugs; „Red nich son dumm Tüüch“; „Tu ma dein Tüüch inne Wäsche“ |
Tüöger / Zöger | = |
Drahtzieher (Begriff aus Altena) |
twers | = |
quer; wenn jemand seinen Dickkopf durchsetzen will, dann „is er ma widder twers“ |
|
||
ümmeln | = |
schlecht brennen; „Der Ofen tut ümmeln“; auch: ülmen |
Uhlenkopp | = |
Langschläfer; auch: Schlaopmüske |
undöönich | = |
ungeduldig, unwirsch, gereizt |
Unducht | = |
Mutwille, Übermut, Überheblichkeit, Untugend |
auch: mutwilliger, unartiger Bengel; „Datt is dir villeicht ’n Unducht(igen)“ |
||
|
||
verdori | = |
verdammt und zugenäht, Verdori no ma; auch: Dori, Dunner un dori, Dunnerkiel, Dunnerknispel, Dunner no ma, |
verkamesöölen | = |
verhauen; „Dein Oller sollte dir ma so richtich den Ääs verkamesöölen“ |
Vertelleken | = |
Erzählung, Anekdote, nicht ganz ernst zu nehmende Geschichte |
|
||
waane | = |
sehr; „Du bis heute wieder waane rappelich“, „Datt is waane teuer“ |
wämmsen | = |
schlagen; „Den Nagel inne Wand wämmsen“; „Den Jaust verwämmsen“ |
Wallachei | = |
unzugängliche Gegend, am Ende der Welt, kurz vor'm Bretterzaun |
„Der wohnt ganz da hinten mitten inne Wallachei“ |
||
Wecht / Wicht | = | Mädchen |
Wichse | = |
1. Schläge, Prügel; 2. Schuhwichse = Schuhcreme; Bartwichse |
wichsen | = |
1. Schuhe blank putzen 2. verhauen, draufwichsen = draufhauen |
Wippstäärt | = |
sehr lebhaftes Kind; auch: Rambast |
Wispeltüten | = |
Einbildung, Täuschung, Blendwerk; „Hasse wieder Wispeltüten im Koppe?“ |
woll | = |
häufigst gebrauchte Satzbekräftigung; “Datt is warm heute, woll?“; “Ich geh ma raus, woll?“ |
Aussage: „Hier issett stinklangweilich.“ |
||
Zustimmende Antwort: „Kerr, woll!“ |
||
wonnich | = |
ähnlich gebraucht wie „woll“, aber das Gegenteil hiervon. |
„Datt is heute nich warm, wonnich?“; “Du gehs' aber nich raus, wonnich?“ |
||
wullacken | = |
hart arbeiten, schuften; „Der kann wullacken wie ’n Ossen“ |
|
||
Zahndrache | = |
zänkische, keifende Frau |
zippelich | = |
ängstlich; „Datt is dir ’n zippelich Männeken“ |
zockeln | = |
langsam gehen, schlendern, trödeln; „Dau nit so rümmezockeln, wenne vanne Schaule kumms“ |
Zossen | = |
Arbeitspferd |
|
Um den Plural zu bilden, hängt der Sauerländer nicht selten ein „s“ an den Singular:
der Arbeiter -- die Arbeiters
der Kerl -- die Kerls
der Finger -- die Fingers; „Da gibbet ett watt auffe Fingers“
der Löffel -- die Löffels
beim Messer wird kein „s“
angehängt – „Messer“ ist schon
Plural; das Einzelstück heißt „Mess“; „Wo is datt Schällemessken?“.
Beim Hund setzt man allerdings sogar noch eins drauf: Der Rüüe -- die Rüüens, genau wie bei: der Junge -- die Jungens.
Mit dem Chenitiv ... ähm – Genitiv, der beim Lennegebirgler immer noch „Wesfall“ heißt, hat der Sauerländer keinerlei Probleme ... er ignoriert ihn einfach!
„Meines Nachbarn Frau“ heißt
„Mein Nachbar seine Frau“, also
ihm seine ... dem Nachbarn seine ...
Um glaubhaft nach echtem Sauerländer zu klingen, sollte man in die Konversation möglichst an passender Stelle in unverfälschtem sauerländer Platt hin und wieder folgende Sätze mit einflechten:
„Daach tohaupe“ -- Guten Morgen/Tag/Abend zusammen
„Nacht tohaupe“ -- Gute Nacht
zusammen
„Guêt goahn“ -- Laß es Dir gut
gehen; Auf Wiedersehen
„Wo’ vie mo kieken“ -- Woll’n
mal sehen; woll’n wir mal abwarten
„Lo’ vie int Berre gaohn“ --
Laß uns ins Bett gehen
„Lo’ vie hiäme gaohn" -- Laßt uns nach Hause gehen
„Datt is vandaags ’n Driêtwedder“ -- Das ist heute mal wieder ein Scheißwetter
„Dann män tau“ -- Wolln wir’s
anpacken; Prost
„Bu geiht die datt dann“ -- Wie
geht es dir denn?
"Wo vie nochn Lütten picheln" -- Laß uns noch 'nen Kurzen trinken!
„Bo wesse henn“ -- Wo willst du
hin?
„Bu late is datt (nu)“ -- Wie
spät ist es jetzt?
Wenn Du auf letztere Frage selbst antworten mußt, dann Vorsicht!
Für den Sauerländer ist es nämlich nicht 23 Uhr 55 und auch nicht 5 vor 12, sondern „Uhr of twölwe“ (gegen 12), oder „in fief Minütkes is ett
clock twölwe“, oder – womit man immer richtig liegt – „Datt is gliek clock twölwe“, auch, wenn’s erst 20 vor 12 ist.
Außerdem ist es nicht viertel nach elf, sondern "viertel zwölf", und es ist nicht viertel vor zwölf, sondern "dreiviertel zwölf",
also rein mathematisch: viertel, halb, dreiviertel und dann ganz (zwölf).
Logisch, woll!
Auch bei den Jahreszahlen ist zu beachten, daß dem Sauerländer die Jahresangabe „neunzehnhundertfünfundfünfzig“ nicht hold ist. Für ihn ist es korrekterweise „dausendniêgenhunnertfief'nfieftich“.
Konsequent, woll!
Wenn der Sauerländer ein Haus, ein Auto oder andere
Luxusgegenstände besitzt, in eine betuchte Familie eingeheiratet hat, eine eigene kleine Firma sein eigen nennt oder sonst irgendwie Glück im Leben hat – jedenfalls auf all das mit Stolz schaut,
worauf andere mit Neid blicken – und dann auch noch in der Lotterie gewinnt oder ihm ein Erbe oder sonst irgend ein unvorhergesehener Gewinn zufällt, kannst Du zu diesem Geschick den Kommentar
abgeben:
„De Düüwel driêt jümmer op’n dicksten Haupen“ (Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen).
Wenn der Sauerländer mal in der Wohnung aufräumt oder sonst Ordnung in seine Angelegenheiten bringt, dann spricht er von „Rüümestraote maken“, was wörtlich übersetzt soviel bedeutet, wie die Straße zu räumen.
Wenn er diese „Rüümestraote“ mit einer anderen Person machen will, ist hier in der Regel keine Team-Arbeit gemeint, sondern es ist eher ein Wortgefecht oder Schlimmeres zu erwarten. „Mit diêm Schnüösel well ick mo Rüümestraate maken“.
Wie schon angedeutet, liebt es der Sauerländer etwas
derber.
Wenn er seine Angebetete fein zum Essen ausführt, sollte die Dame es nicht als Beleidigung, sondern eher als Liebenswürdigkeit auffassen, wenn er sagt: „Friêtt, datt de saat wers!“ (Friss, damit
du satt wirst) oder: „Stopp di datt Friêtten inne Mule!“ (Stopf dir das Fressen ins Maul).
Richtiger gesagt: ... in die Maul, ebenso, wie der Sauerländer nicht in den Bach, sondern in die Bach (in ne Biêke) fällt, obwohl – da fällt er
sich ja in die Bach! (s.o.)
Auch liebt der Sauerländer die Umschreibungen.
So gibt er, wenn er den Schnaps mal wieder vortrefflich findet – was eigentlich normal ist – , kund:
„Ick wullde, ick hädde ’ne Strööte so langk ase ’ne Dakrenne“. (Ich wollte, ich hätte ’ne Kehle so lang wie ’ne Dachrinne); sicherlich eine Aufforderung an den Gastgeber, mindestens noch einmal
nachzuschütten.
Also, versuch’s mal mit Sauerländer Deutsch ...
Und wenn Deine plattdeutsche Redekunst beim Sauerländer dann nur ein fragendes Achselzucken hervorruft, sag einfach:
„Lo’vie Hochdeutsch spreaken, de Suêrlänner daun us süst nit verstaohn“ (Laß uns Hochdeutsch sprechen, die Sauerländer verstehen uns sonst nicht).
Weil der Sauerländer auch mit den - vor allem weiblichen - Vornamen seiner Liebenswürdigkeit Ausdruck verleihen möchte,
hier noch ein paar Vornamen:
Änne
Cilly
Elli
Emmi
Fînchen
Fritz
Grete
Heini
Heinz
Hennes
Herm
Hetty
Käthe
Lenchen
Lieschen
Lisbeth
Mârie
Marlies
Matz
Mia
Minchen
Ötte
Otti
Sefa
Stine
Thea
Thres
Trinchen
Trudchen
Willi
Ziska
Anna, Anne, Annegret
Cäcilia
Elisabeth, Eleonore
Emma
Josefine
Friedrich
Margarete
Heinrich
Heinrich
Hans, Johannes
Hermann
Henriette
Katharina
Helene
Elisabeth, Anneliese, Luise
Elisabeth
Maria (gesprochen Maari) ;-)
Marie Luise
Matthias
Maria
Wilhelmine, Hermine
Otto
Ottilie
Josefa
Ernestine, Christina
Dorothea
Theresia, Therese
Katharina
Gertrude
Wilhelm
Franziska
Hinter einige Namen läßt sich ein "chen" zur Verniedlichung setzen.
Und hier der versprochene Text:
Ein Bauer stand im Sauerland
Und dachte drüber nach,
Daß Hühner auf der Stange sitzen,
Tauben auf dem Dach.
Inzwischen in sein'm Hühnerstall,
Da tobt der Fuchs ganz munter,
Und holt die Hühner nach und nach
Von ihrer Stange runter.
In Finnentrop ist dunkel,
In Küntrop noch viel mehr.
In Hundesossen wird auf Touristen geschossen,
Und trotzdem kommen jedes Jahr mehr.
In Winterberg lebt ein Gartenzwerg,
Der ging sich in Züschen ein'n zischen.
Er hat sich verlaufen nach Schmallenberg,
Das ist ganz schön weit für ein'n vollen Zwerg.
Ref.:
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,
Begrabt mich mal am Lennestrand,
Wo die Misthaufen qualmen,
Da gibt's keine Palmen.
Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,
Vergrabt mein Herz im Lennesand,
Wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind.
In Stachelau tobt die wilde Sau,
Da komm'n alle Bauern aus Krombach,
Und nach der Feier verprügeln sich alle,
Da freut man sich schon 's ganze Jahr drauf.
In einer Baracke in Kalberschnacke,
Da übt die Kapelle der Feuerwehr.
Sie machen viele Stunden Radetzkymarsch
Und fünf Kisten Warsteiner leer.
Ref.: 3 x)
Sauerland,...
* * *