Bereits vor 1444 besaß Altena eine Zollordnung, die am 1. August 1444 durch den Rentmeister Evert in den Spicker auf Meinerzhagen übertragen wurde.
Hiernach mußten Kaufleute ‚nach alter Gewohnheit’ eine Gebühr entrichten, wenn sie die Wege benutzten, die Everts „junkeren greve Gerit to Kleve to Altena“ gehörten. Der Zoll wurde
fällig bei der Benutzung von „buten ader binnen“ (außen oder innen) für das, was durch das Amt ‚gezogen und geführt’ wurde:
Für ein Schaf einen halben Pfennig, für ein Schwein einen halben Pfennig, für eine Kuh einen Pfennig, für ein eingespanntes Pferd, das eine Last zieht, drei Pfennige, für einen Kaufmann, der das
Pferd führt, drei Pfennige, für ein Pferd, das Last trägt, einen Pfennig.
Diese Zölle wurden an den Zoll- oder Akzisetoren an den aus dem Ort führenden Handelswegen erhoben.
Altena lag nicht an einem bedeutenden Handelsweg, hatte aber drei wichtige Verbindungswege, die aus dem Tal über die Höhen führten: Über den Breitenhagen und Bergfeld nach Lüdenscheid und weiter
ins Bergische; durch das „Iserlohner Tor“ und das Gehegde nach Iserlohn und über den „Weg nach neuen Rade“, die heutige Bergstraße, nach Neuenrade und von dort weiter zum Hellweg und dem
wichtigen Handelsplatz Soest.
Bekannt ist, daß Altena mehrere dieser Akzisetore – häufig fälschlicherweise als Stadttore bezeichnet – besaß, die vermutlich kurz nach der Erhebung zur Freiheit im Jahre 1367 erbaut
wurden.
Daß es sich hierbei nicht um Stadttore handelte, ist daraus abzuleiten, daß Altena „nur“ einen Freiheitsbrief besaß und keine Stadtrechte, die zu einer Befestigung der Stadt und somit zum Bau von
Stadttoren berechtigt hätten.
Vielen Altenaern ist noch das „Iserlohner Tor“ an dem steilen Aufstieg der Iserlohner Straße in Erinnerung, das am 12.06.1979 dem Abbruchbagger zum Opfer fiel. Dieses Tor ist in einer Abrechnung
des Bürgermeisters Bernd Budde (?) vom 11. November 1586 als die „Mühlendorfer Porte"“ aufgeführt, ebenso wie die „offerste Parten“ und die „Nederste Parten“.
Weitere Tore bzw. Pforten sollen in der Freiheit und in der Nette gestanden haben.
Ob es sich bei der obersten Pforte um die in der Nette und bei der niedersten Pforte um die in der Freiheit gehandelt hat, kann nur vermutet werden.
In der Freiheit wird es ein Tor gegeben haben, denn Einnahmen tauchen dort immer wieder in Akzise-Abrechnungen auf. Dieses Tor dürfte etwa im Bereich Freiheitstraße / Lindenstraße oder in der
Nähe der Steinernen Brücke zu suchen sein.
Für die Nette gilt jedoch sicher, daß es dort nach 1599 zwei Tore, die „Porte in der Nette“ und die „Oberste Nette Porten“ (Eiserne Pforte)
gegeben hat.
In den 1980er Jahren bemerkte der Heimatforscher Paul Rump, daß an den Häusern Bergstraße 3/5 in der Nette „Etwas“ wie ein Tor gewesen sein musste. An diesem Haus, das unweit der Einmündung
der Bergstraße in die Klusenstraße ein Stück über dem Nette-Bach liegt, ist noch das Segment eines Torbogens erkennbar.
Trotzdem blieb ein Akzisetor an diesem Platz lange Zeit nur Vermutung.
Am 21. November 1527 verlieh Herzog Johann III. von Kleve, Jülich und Berg und Graf von der Mark den Einwohnern der Freiheit Altena ein Akziseprivileg auf Wein, Bier und Malz. Diese
Steuereinnahmen sollten bei der Beseitigung der Brandschäden aus dem Jahre 1518 helfen.
Den älteren Bewohnern der Nette ist noch die Flurbezeichnung „Boven de Porte“ (Über der Pforte) – etwa in Höhe oberhalb der Netter Schule – in
Erinnerung. Diese Bezeichnung weist darauf hin, daß dort eine Pforte gestanden hat, deren Existenz in einer Abrechnung des Joh. uber der Bycke (Uberbecke) vom 20. April 1599 nachgewiesen ist.
Uber der Bycke – Hochdeutsch: Über dem Bach – hatte das Amt des „Zisemeisters“ für die Nette inne und erhielt den Auftrag, eine „Porten… boven Johan Noelkens Hus“ zu bauen. Die
Abrechnung wurde „Anno p 99 am Dinxtage nach Quasi modo geniti … einem ersamen Rhate ubergeben“ und erhielt den Aktenvermerk: „Oberste Netteporte“.
Jährlich um Quasi modo geniti, dem 1. Sonntag nach Ostern, tagte der Rat; unter anderem wurden dann Ratsmitglieder ernannt, Ämter verteilt und die Einnahmen und Ausgaben
abgerechnet.
Bereits 3 Jahre vor dem Neubau, am 23. April 1596, rechnete Joh. uber der Bycke unter anderem „20 Dlr. 14 ß (20 Taler und 14 Schilling) Unkosten der Porten in der Nette“
ab.
Bis etwa zu dieser Zeit wird die heutige Bergstraße der einzige befahrbare Weg nach Neuenrade gewesen sein. Gegen Ende des 16. Jhts. erfolgte dann der Ausbau des Fußweges am Nettebach entlang,
den die Drahtzieher benutzten, um zu den „Rollen“ – so nannte man die Drahtzüge – zu gelangen. Dieser neue Weg, der für Fuhrwerke geeignet sein musste, führte zum einen nach Evingsen und Ihmert
und zum anderen nach Dahle und weiter nach Neuenrade. So war die Anbindung Altenas an die wichtige Handelsstraße nach Soest weiter gewährleistet. Allerdings verlor der alte steile Weg nach
Neuenrade seine Bedeutung und zwangsläufig auch das dortige Zolltor.
Der Bau des neuen Weges machte also 1599 eine neue Pforte erforderlich.
Nachdem die alte Pforte 1750 dem großen Stadtbrand zum Opfer fiel, wurde sie nicht wieder aufgebaut.
Annehmbar ist, dass besagter Johann uber der Bycke um 1600 in diesem Torgebäude auch wohnte und vielleicht seinen Nachnamen aufgrund seines Wohnsitzes „über dem Bach“, also über dem Nettebach,
erhalten hatte.
1597 wurden in der Nette an Steuern 43 ½ Mark, 3 ½ Schilling für (Brau-) Pfannen- und Malzzeichen eingenommen.
Johann uber der Bicke, der über viele Jahre Ratsherr und „Zisemeister“ in der Nette war, rechnet 28 Mark an Ausgaben „an der Pforten und Mullenweg-Porte (Nette-Pforte und
Iserlohner Tor)“ ab, ein Adolf uber der Bicke 20 Mark Ausgaben an der „Niggewegh-Pforte“ (oberste Nette-Pforte am neuen Weg).
Die Existenz dieser ‚alten’ Nette-Pforte am Weg nach Neuenrade ist durch einen Grundriß belegt, der als Karte in den Museen Burg Altena im Pulverturm („Stadtbrände“) ausgestellt ist. Diese Skizze hat bis jetzt anscheinend keine Beachtung gefunden, ist sie doch der einzige konkrete Hinweis auf den Standort dieser Pforte.
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Die Zeichnung zeigt den „Grundriß von der Freiheit Altena nebst der Nette“, nach dem Stadtbrand vom 22. April 1750, dem 300 Häuser zum Opfer fielen, „abgenommen und aufgetragen von
J.G. Risse den 10. Juny 1750“.Dargestellt sind in unterschiedlichen Farben die abgebrannten und stehen gebliebenen Häuser im Mühlendorf, der Freiheit und der Nette.
Die Häuser sind zum Teil numeriert und namentlich benannt. Die Nummern sind nicht mit den Hausnummern identisch, sondern „betreffen die Häuser nach dem Protokoll“.
Zwischen den Häusern der heutigen Bergstraße Nr. 3 und 8/10 – die Straße hatte damals die Bezeichnung: „Weg nach neuen Rade“ – erkennt man auf der Skizze einen Überbau über der Straße,
dem die Ziffer 39 zugeordnet ist.
Die Erläuterung am linken oberen Kartenrand weist diese Ziffer als „Die Hextor“ aus, das zwischen den Häusern „24 Fischer“ auf der linken und „41 Schmitte“ und „20
Göcke“ auf der rechten Straßenseite stand.
Einem altenaer Adreßbuch von 1740/41 zufolge, das in dem Heftchen „Heimatbilder“ von Ferdinand Schmidt enthalten ist, hatte das Haus Bergstraße 3 seinerzeit die Hausnummer 552.
Hier wohnte der Kleinschmied Joh. Wilh. Fischer mit Frau und zwei Töchtern.
Wohnhaus und gegenüberliegende „Schmitte“ bildeten durch das Tor eine Einheit, zu der auch das Haus Nummer 517 (heute Bergstraße 10) gehörte, in dem der Geselle Jos. Herm. Göcke wohnte sowie ein
Adolf Fischer. Das Adreßbuch gibt Auskunft, daß im Göckeschen Haus ein Brunnen existierte; zwei Brandeimer waren vorhanden und eine Branntweinblase wurde betrieben.
Wer jetzt bei der Bezeichnung „Hexentor“ vermutet, daß durch dieses Tor Hexen zum Scheiterhaufen geführt wurden oder ähnliches, wird ganz gewiß irren.
Hexenverbrennungen hat es in unserer Region unter den aufgeschlossenen protestantischen Herzögen von Kleve und Grafen von der Mark bis auf ganz wenige Ausnahmen in Soest nicht gegeben. Und wer
als Hexe „überführt“ war, wurde ausgewiesen.
Der Name „Hexentor“ wird wahrscheinlich von einem Platz am oberen Klusenberg herrühren. Auf der besagten Karte ist über der heutigen Buchholzstraße ein Platz – „Die sogenante Hexe“ –
auszumachen.
Es wird der Platz auf dem abfallenden felsigen Grat sein, auf dem bis in die Mitte des 20. Jhts. die „Liebeslaube“ stand und steht vielleicht im namentlichen Zusammenhang mit dem jetzigen
„Hexentanzplatz“ über der Berghalle.
Dieser Platz ist sowohl von der Burg aus als auch über den „Weg nach neuen Rade“ (Bergstraße) – also durch die Pforte – und weiter über den „Halsknopf“ und dem „Weg nach der
Lehne“ (Buchholzstraße) zu erreichen.
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