Das Netter Dömchen

Zeichnung von Fritz Emde
Zeichnung von Fritz Emde

Um es vorweg zu nehmen: Altena ist keine Domstadt, auch wenn die Bezeichnung eines markanten Gebäudes im Stadtteil Nette diese Vermutung nahe legen könnte.
Der Volksmund hat einem zweigeschossigen Glockenhaus in schwerer Bruchstein-Bauweise an der Klusenstraße den Namen „Netter Dömchen“ gegeben.
Dieses Glockentürmchen war einer Urkunde aus dem Jahre 1463 zufolge ursprünglich eine Marienkapelle.
Das Gebäude ist mit einer Turmuhr und einer Glocke ausgestattet.
Die heutige Glocke wurde 1734 vom Glockengießer Nicolaas Müller gegossen.

Wohl seit dem 16. Jahrhundert wurden die Räume des Türmchens u.a. als Versammlungslokal genutzt. Es war gewissermaßen das Rathaus des ehemals selbständigen Stadtteils Nette, in dem ein jeweils gewählter Einwohner als „Haupt der Bürger, dem alle folgen sollten, was er ihnen zum Besten riete“ amtierte.
Eine Zeit lang war in dem Bauwerk auch der Schulraum untergebracht. Bis etwa 1950 wurde es dann sogar als Wohnung genutzt. Heute hält die Reservisten- kameradschaft Altena dort ihre Versammlungen ab.

Der ursprüngliche und eigentliche Verwendungszweck des „Netter Dömkens“ – so nennen es die Einheimischen – ist allerdings in der geografischen Lage des Städtchens und seiner Nebentäler zu finden. 
1318 wurde in der Freiheit Altena die Katharinen-Kirche errichtet. 
Seit der Reformation wurde auch an dieser Kirche die lutherische Lehre verbreitet; 1535 erhielt sie den Namen „Lutherkirche“.

Die Lutherkirche in der Stadtmitte
Die Lutherkirche in der Stadtmitte

Nun ist aber das Läuten der Lutherkirche in der Nette wegen der vorerwähnten Lage nicht zu hören, weil Klusenberg und Wulfsegge (der Burgberg) dazwischen liegen.
Damit die Einwohner der Nette nun auch das Läuten vernahmen, wurde dieses Glockentürmchen an die Klusenstraße gesetzt.
Eine Anweisung aus dem Jahre 1851 gibt Aufschluß darüber, wie das Läuten vorgenommen werden sollte:
 
„1. An jedem Tage die Morgen- Mittags- und Abendglocke.
2. An den Sonn- und Feiertagen außerdem das Läuten zur Kirche.
3. An den Vorabenden von hohen kirchlichen Festen sowie bei ausbrechenden Feuer gleichmäßig mit der Glocke auf den Schloße, welchen letztere auch ad 1 und 2 als Richtschnur dienen soll.“
 

Damit also das Läuten der Lutherkirche in der Nette umgesetzt werden konnte, war so etwas wie eine Relaisstation erforderlich, und diese wurde von einem Glockenturm in bester zentraler Lage – also auf der Burg  – wahrgenommen.
Von hier aus war auch schnell zu erkennen, wenn rund um den Burgberg ein Feuer ausbrach, so daß schnell die Feuerglocken geschlagen werden konnte
Auf dem ehemaligen Kanonenboden stand ein Türmchen mit dieser Glocke, bis es der heutigen Jugendherberge weichen mußte.
Der Glockenstuhl jedoch wurde über dem Philippstor auf das Dach gesetzt.
             

Die Burg Altena um 1900 mit dem Glockturm (rechts)
Die Burg Altena um 1900 mit dem Glockturm (rechts)

Selbstverständlich gibt es über das Netter Dömchen auch ein älteres Gedicht eines mir nicht bekannten Poeten, das ich hier nicht vorenthalten will:

Das Netter Dömchen


Auf halber Höh’, im engen Thal
an einer Straße steil und schmal, 
Hängt an den Felsen wettergrau

Ein holzbethürmter Bruchsteinbau.

 

Da ist nicht Bild noch Schnitzerei,

Nur oben hat sich, frech und frei,

Ein Hahn, deß Schnabel blank gewetzt,

Gespreizten Schrittes draufgesetzt.

 

Was soll der Bau so sonderbar?
Wie Geisterspuk das Glockenpaar?

Soll’s läuten, wenn Gefahr sich naht,
Wenn Bürger sammeln sich zum Rath?

 

Von alledem die Glocke schweigt,-
Doch wenn sich’s erste Frührot zeigt,
Erhebt sich eine Geisterhand
Und zieht der Glocken dünnes Band.
 

Ein Thurm? Ach nein, nur ein Gerüst
So hoch wie’s Kreuz von Jesus Christ,
Und vom Gebälke, roh behau’n,

Zwei Glocken niederschau’n.

 

Nicht Schule ist’s, nicht Gotteshaus
Kein Priester geht da ein und aus.

Es ist nicht luther’sch, dient nicht Rom,
Und dennoch heißt’s: der Netter Dom.

 

Soll’s Fromme rufen zum Gebet,
Versöhnen sanft, wo Streit entsteht?

Verkünden ernst und feierlich:
„Des Todes stets erinn’re dich“?

 

Vom Dome klingt’s dann feierlich: 

„Ihr in der Nette hört auf mich;

Für immer euer Wahlspruch sei:
Nur Arbeit macht uns groß und frei.

 

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