Wie man mit bösen Wichten umgeht

 

Um 1400 amtiert Detmar von Altena als Burgmann auf der Burg Altena. Er ist recht betucht und borgt dem Markgrafen und anderen hochgestellten Persönlichkeiten öfter Geld.

Um diese Zeit verleiht er auch an den Bürgermeister und die Bürger von Iserlohn eine Summe von 77 Rheinischen Gulden, die über zwei Jahre zurückgezahlt werden soll mit einem Zins von einem Pfennig auf einen Gulden, die man sich aber angeblich unter falschen Angaben von ihm erschleicht und gar erpreßt.
Hierfür erhält Detmar zwar einen Pfandbrief mit dem Siegel der Stadt Iserlohn, trotzdem wartet er vier Jahre trotz Versprechungen vergeblich auf Zins und Rückzahlung, dann verfaßt er einen Schmähbrief, nachdem er das große Stadtsiegel von Iserlohn an dem Pfandbrief beschmutzt hat, um seine Freunde in Dortmund, Kamen, Unna, Schwerte, Menden, Arnsberg, Attendorn und Plettenberg vor den „bosen Wichtere“ aus Iserlohn zu warnen.
Detmar sieht sich also selbst als mittelalterliche Auskunftei.

Dieser Brief verdient es, so gut wie möglich aus seiner altniederdeutschen Schreibweise, die in etwa dem Sauerländer Platt ähnelt, allerdings so geschrieben wie gerade gesprochen wurde, ins Hochdeutsche übersetzt zu werden.
Auch wenn uns die Ausdrucksweise heute recht fremd vorkommt, so erkennt man doch den Sinn dieses Schreibens:

„An die ehrbaren bescheidenen Leute, Bürgermeister und Rat der Städte Dortmund, Kamen, Unna und Schwerte, Menden, Arnsberg, Attendorn und Plettenberg biete ich Detmar von Altena meinen willigen Dienst. Liebe Freunde!
Es reicht Euch zu wissen, daß ich Euch nicht klage, wie ich Euch wohl erst geschrieben und geklagt habe über den Bürgermeister, Rat und die ganze Gemeinde der Stadt von Iserlohn, daß sie mir zins(pflichtig) geworden (sind), der nun auf Sankt Martins Tag (fällig ist, seit) vier Jahre lang sicherungslos, lieblos, treulos und ehrlos (geblieben ist) und liebe Freunde, in dieser vorgenannten Zeit (waren es) ihrer Bürgermeister zwei, die ich Euch offen benenne mit ihren christlichen Namen Hinrik de Zelter auf dem Markte, Bodo der Kremer, die zwei vorgenannten bösen Wichte haben (von mir) siebenundsiebzig rheinische Gulden, die sie mir verschlichen, böswillig abgewunden haben, daß ich jämmerlich in gutem Glauben (dadurch) verraten sei, und daß ich ihnen die vorgenannten Summe Gulden stundete und stehen ließ bis also lange, daß erst Bürger von Iserlohn von Andorf (?) aus dem Märkischen kämen, so wollten sie mich bezahlen mit gutem Golde und wollten dies um der Bedingung (Abmachung, Pfandbrief) Willen (über) zwei Jahre lang tun, daß ich mich erst bedanken sollte und haben mir das fälschlich aufgelogen und gedroht;

liebe Freunde, das große Siegel der Stadt Iserlohn und der Bürger alle gemeinsam, das haben wir die vier Jahre lang einer dreckigen tragenden Sau vor ihren Arsch gehängt, und die vorgenannte Sau hat über das vorgenannte Siegel binnen dieser Zeit wohl vierzig junge Ferkel gehabt; nun ist das unreine schmähliche Siegel einer tragenden Katze an den Arsch gebunden, und die hat da sechs junge Katzen drüber gehabt und hat das vorgenannte Stadtsiegel von Iserlohn also beschissen und also schmählich unflätig gemacht, daß das vorgenannte Siegel, (für) keinem braven Manne mehr an seinem Brief (einen Wert besitzt), und habe über diese vorgenannten bösen Wichte geschrieben in den Herrenlanden, darum, daß man sie erkenne vor anderen ehrbaren Leuten; und liebe Freunde, ich habe dem Bürgermeister von Iserlohn angeboten, ‚mande en eymand af eynen penningh’ mit dem vorgenannten (Pfand)Brief die (Bürger) von Iserlohn anzusprechen, derweil daß ich Detmar vorgenannten Brief habe, für den vorgenannten Pfennig wollte ich einen Gulden geben und wollte ihnen da Genüge für tun, und wollte jedem sagen, daß ich den (Pfand)Brief nicht mit Güte und mit Ehren (erhalten) hätte, den wollte ich also strafen, daß er lügen würde als ein falscher Bösewicht; und liebe Freunde, ich warne Euch und alle guten Leute vor den vorgenannten bösen Wichten Bürgermeister zu Iserlohn und ihrem falschen Siegel und zu Eurer Sicherheit, Liebe und Treue wie vorgeschrieben steht.
Datum des nächsten Freitags (nach) Sankt Jakobstage unter meinem Siegel up spatium dieses Briefes gedruckt.
Detmar von Altena“.

 

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