Vor vielen hundert Jahren, als noch die Ritter von Altena auf der Burg wohnten, sollen zwei Gefangene auf die Burg gebracht worden sein. Gegen das Versprechen, sofort wieder freigelassen zu
werden, wenn sie unten im Felsen auf Wasser stoßen würden, begannen sie, einen Brunnen zu bauen.
In der Hoffnung auf baldige Freilassung brachen sie in der Tiefe mit aller Kraft die Steine aus dem Felsen, und als endlich Wasser als kleines Rinnsal aus dem Stein plätscherte und die beiden das
Ende ihrer Gefangenschaft in greifbarer Nähe sahen, hat sie vor lauter Freude darüber der Schlag getroffen, und sie sind tot zusammengebrochen…
Der Brunnen liegt unter dem Kommendantenhaus auf der Burg, ist 43 m tief (Wassertiefe 26 m) und soll in Wahrheit noch gar nicht so alt sein. Die Abteufung wird so etwa um den Beginn des dreißigjährigen Krieges (1619) begonnen worden sein, als die Burg eine brandenburgische Garnison erhielt und umfangreiche Befestigungsarbeiten durchgeführt wurden.
Vorher wurde der Wasserbedarf durch die sog. „Wasserfuhr“ abgedeckt: Hölzerne Tonnen mit Wasser wurden von der Lenne oder aus anderen Quellen mit Esels- und Ochsenkarren zur Burg gefahren, was dem kurfürstlichen Drosten mit der Zeit wohl sehr teuer wurde, so daß die einquartierten Soldaten zu dem Brunnenbau herangezogen wurden.
Einen zweiten Brunnen (Gesamttiefe 9,60 m, Wassertiefe 1,80 m) gibt es noch am Abstieg zum Kerker unter der Kapelle. Dieser Brunnen könnte älter sein und wird ursprünglich als Zisterne angelegt worden sein, um das Regenwasser zu sammeln.
Paul Rump, der sich um die Geschichte der Burg und Stadt Altena viele Verdienste erwarb, hat in den 1970er Jahren die Möglichkeit aufgezeigt, daß die Burg in früher Zeit über eine Wasserleitung
aus ausgehöhlten Baumstämmen mit Wasser versorgt wurde.
Diese Vermutung war begründet durch den Fund von Eisenringe, die er auf dem Weg zu einer Quelle vom Gottenpfad zum Uhlenhohl ausgrub. Diese leicht konischen Ringe verhinderten das Splittern der
Holzröhren an den Verbindungsstellen beim Zusammenstecken.
Der Name Gottenpfad bedeutet im Hochdeutschen Gossenpfad und könnte ebenfalls auf eine künstliche Wasserführung hindeuten.
Bereits um 1930 wurden im Garten des Landmanns Ernst Schriever auf dem Grundstück Bergstraße 68 beim Pflanzen von Obstbäumen gleiche Ringe bzw. Fragmente davon entdeckt, so daß der denkbare
Verlauf der Leitung entlang des Klusenberges zwischen Heuweg und Bergstraße / Klusenstraße bis zur Burg nachvollzogen werden konnte.
Paul Rump hat das Gefälle von der Quelle bis zur Burg vermessen; mit etwa einem Zentimeter auf einem Meter wäre ein kontinuierlicher Wasserfluß gewährleistet gewesen.
Über den Brunnen auf der Burg(ruine) Schwarzenberg bei Plettenberg, die wie die Burg Altena den Grafen von der Mark gehörte, gibt es eine ähnliche Erzählung wie die eingangs
erwähnte. Diese Festung wurde 1301 im Auftrage des Grafen Eberhard II. von der Mark durch den Drosten Rutger von Altena angelegt.
Die Brunnen-Geschichte besagt, daß auch dort zwei Gefangene auf die Burg Schwarzenberg gebracht wurden und zum Brunnenbau gezwungen wurden, ebenfalls mit dem Versprechen, aus der Gefangenschaft
entlassen zu werden, wenn sie Wasser finden. Sie mußten Tag und Nacht in der Tiefe bleiben, die Dunkelheit wurde nur durch flackernde Talgkerzen dürftig erleuchtet. Sie gruben sich immer tiefer
in den Felsen und stießen endlich nach vielen vielen Metern auf Wasser. Als man sie dann nach jahrelanger Arbeit in der Finsternis endlich nach oben ans Tageslicht zog, sollen sie – vom
Sonnenlicht geblendet – rückwärts wieder in den Brunnen gefallen sein und dort ihr Leben gelassen haben.
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