Vor hunderten von Jahren wurde in unseren Wäldern Eisenerz gegraben, dann in Rennfeueröfen verhüttet, d.h. geschmolzen und anschließend geschmiedet und zu Handwerksgeräten o.a. weiter verarbeitet. Aus dem Eisen konnte man aber auch vorzüglich Draht herstellen. Das geschah seit dem 14. Jht. in winzigen Gebäuden auf wasserbetriebenen Drahtzügen, den Rollen.
Diese Rollen standen an den Bächen und Nebenflüssen der Lenne.
Wenn aber in manchen Sommermonaten der Regen ausblieb und die Bäche austrockneten oder in strengen Wintern das Wasser zu festem Eis gefror, standen die Wasserräder still. Die Familien litten große Not, weil die Drahtzieher nicht ihrer Arbeit nachgehen konnten.
Nun hatten aber schon seit langer Zeit findige Köpfe in anderen Teilen der Welt an einer Maschine experimentiert, die, einmal in Gang gesetzt, ohne weitere Energie von alleine laufen sollte.
Während einer großen Trockenheit erinnerten sich ein paar Männer aus dem Ortsteil Dahle in ihrer mißlichen Lage an dieses Gerät, das von den Gelehrten den lateinischen Namen „Perpetuum Mobile“ (das bedeutet ununterbrochen beweglich) erhalten hatte.
Gesehen hatten sie diese Maschine noch nie, aber sie hatten gehört, daß es dieses Ding gäbe, das ohne Zufuhr von fremder Kraft, also Wasser, arbeitet.
Die Sache hatte nur einen Haken: Die Maschine gab es nirgends zu kaufen.
Also faßten sie den Entschluß, diese Maschine mit dem lateinischen Namen selbst zu bauen.
Es fiel ihnen nur schwer, diesen Namen richtig aussprechen, und im Dahler Platt hörte sich das bald so an wie „Peter Möppel“.
Aber die Idee sprach sich bald herum.
Der Bau des Peter Möppel war beschlossen.
Man stelle sich vor, nie mehr auf Wasser warten zu müssen, immer Draht ziehen und Geld verdienen zu können; allein das Erfinden der Maschine würde sie schon reich machen.
In den Nachbarorten schielten sie schon neidisch nach Dahle.
Die Erfinder taten sich zusammen und gründeten ein „Consortium“, was sich ja irgendwie nach etwas Besonderem anhörte. Das Consortium traf sich im Haus mit dem Namen Appelkamp an der Neuenrader
Str. 5.
Da rauchten schon bald die Köpfe und es roch nach Erfinderschweiß: Man dachte nach und berechnete, man besorgte Holz und anderes Material und die geschickten Finger sägten, schraubten, feilten...
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Aber wir wissen heute, daß die Naturgesetze den Bau eines solchen Perpetuum mobiles nicht zulassen.
Eine Maschine, die dauernd beweglich ist ohne Energiezufuhr, das ist physikalisch unmöglich.
Die Erfinder haben sich davon aber nicht abhalten lassen. Vielleicht haben sie sich gegen den „Gelehrtenkram“ aufgelehnt und gedacht, sie könnten es trotzdem schaffen.
Doch es kam, wie es kommen musste: Die Maschine lief nicht. Der letzte entscheidende Gedanke, die durchschlagende Idee, das letzte Schräubchen fehlte.
Da verflüchtigte sich der Neid in den Nachbarorten und Schadenfreude stellte sich ein. Irgendwann mußten auch die Erfinder einsehen, daß ihr Vorhaben gescheitert war und mißgelaunt stellten sie
die Arbeit ein.
Vielleicht käme ihnen ja später durch Zufall noch die zündende Idee. Also wurde Peter Möppel nicht verschrottet.
Aber wohin jetzt mit ihm?
Kurzerhand wurde er auf den Dachboden der Dahler Kirche geschafft.
Heute ist er dort leider nicht mehr zu finden. Irgendwann hat da wohl ein ordnungsliebender Geist aufgeräumt und dieses Symbol für Tüftlersinn und starken Willen entsorgt.
Eingeweihte erzählen hinter vorgehaltener Hand, daß Peter Möppel auf dem dahler Friedhof heimlich beigesetzt wurde.
Wer also abends über den Friedhof wandert und in der Stille plötzlich ein leises Knacken und Quitschen aus der Erde vernimmt, sollte sich nicht fürchten, denn dann ist Peter Möppel doch noch von alleine tätig geworden.
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